Canciones y Arias Espirituales

Johann Sebastian Bach
Datum und Uhrzeit
28 März 2025 | 19:00 h
Standort
El Hierro
Veranstaltungsort
Iglesia de Nuestra Señora de la Concepción, Valverde

Im Jahr 1736 veröffentlichte Georg Christian Schemelli, ein Kirchenmusiker aus Zeitz (Sachsen), sein Musicalisches Gesang-Buch in Leipzig. Diese Sammlung umfasste 954 geistliche Liedtexte, von denen 69 mit Noten versehen waren, speziell für eine Sopranstimme mit Generalbass-Begleitung.

Schemelli erhielt seine Ausbildung als Chorknabe an der Thomasschule in Leipzig unter Johann Schelle, dem Vorgänger von Johann Kuhnau, der wiederum Johann Sebastian Bach als Kantor der Thomasschule voranging.

Als Schemelli 1736 seine Sammlung veröffentlichte, hatte Bach bereits dreizehn Jahre lang als Kantor der Thomasschule gewirkt. Zwischen 1733 und 1735 war Christian Schemelli, der Sohn des Herausgebers, Bachs Schüler, was die enge Verbindung zwischen beiden Musikern erklärt. Forschungsergebnisse belegen, dass Bach auf unterschiedliche Weise an dieser Publikation mitwirkte.

Einige der strophischen Arien im Gesangbuch scheinen vollständig aus Bachs Feder zu stammen, darunter das ergreifende Komm, süßer Tod. In vielen anderen Fällen überarbeitete Bach vermutlich bestehende Choralmelodien, passte sie an und fügte ihnen einen kunstvoll gestalteten Generalbass hinzu – eine typische Technik seines Stils.

Geistliche Lieder und Arien

Unter dem Titel Geistliche Lieder und Arien präsentieren wir eine Auswahl aus Schemellis Sammlung, darunter:

  • O Jesulein süß, o Jesulein mild (Oh, süßes Jesulein)
  • Die bittre Leidenszeit beginnet abermal (Die bittere Leidenszeit beginnt von Neuem)
  • Komm, süßer Tod (Komm, süßer Tod)
  • Beschränkt, ihr Weisen dieser Welt (Haltet ein, ihr Weisen dieser Welt)
  • Mein Jesu! Was vor Seelenweh (Mein Jesus! Welch Seelenweh!)
  • Zusätzlich enthält das Programm ein Werk aus Anna Magdalena Bachs Notenbüchlein (ab 1725):
  • Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen (Wie wohl ist mir, oh Freund der Seelen)

Ergänzt wird das Programm durch zwei große Arien aus Bachs Kantaten:

Schlummert ein (Schlummert ein, ihr müden Augen), eingeleitet durch das Rezitativ Ich habe genug (Ich habe genug) – ein Werk, das Anna Magdalena Bach in ihr Notenbüchlein übernahm. Die Arie entstammt der Kantate BWV 82, die Bach 1727 in Leipzig für Bass-Solo komponierte und 1731 für Sopran bearbeitete.
Höchster, mache deine Güte (Höchster, erneuere deine Güte jeden Morgen), eine Arie mit Generalbass aus Kantate BWV 51.

Instrumentale Ergänzung des Programms

Das Programm wird durch mehrere Tasteninstrument-Kompositionen abgerundet, darunter fünf instrumentale Fassungen bekannter Choräle:

  • O Lamm Gottes, unschuldig (Oh, unschuldiges Lamm Gottes)
  • Jesus, meine Zuversicht (Jesus, meine Zuversicht)
  • Vater unser im Himmelreich (Vater unser im Himmelreich)
  • Jesu, meine Freude (Jesus, meine Freude)
  • Wer nur den lieben Gott lässt walten (Wer nur den lieben Gott lässt walten)
  • Zudem werden zwei rein instrumentale Werke ohne Textbezug gespielt:
  • Fantasia BWV 570 (für Manualiter-Orgel)
  • Präludium und Fuge BWV 871 (aus dem zweiten Band des Wohltemperierten Klaviers, entstanden 1744)

Bach und der Pietismus

Alle ausgewählten Werke spiegeln eine kontemplative Spiritualität wider, die eng mit dem Pietismus verbunden ist oder in manchen Fällen direkt von dieser lutherischen Erneuerungsbewegung beeinflusst sein könnte, die zuweilen als heterodox betrachtet wurde.
Bach vertonte häufig Choraltexte, die aus der lutherischen Reformationszeit stammten, sowie Dichtungen zeitgenössischer Autoren wie Salomon Franck und Christian Friedrich Henrici (Picander).

Obwohl Bach sich stets zur lutherischen Orthodoxie bekannte, zeigt seine Musik gelegentlich eine Affinität zur Spiritualität des Pietismus – einer Bewegung, die ab dem späten 17. Jahrhundert in Leipzig unter dem elsässischen Theologen Philipp Jacob Spener florierte.

Der Pietismus betonte eine persönliche, häusliche Frömmigkeit, die sich auf das direkte Bibelstudium statt auf öffentliche Gottesdienste konzentrierte und darauf abzielte, die individuelle Glaubenserfahrung zu vertiefen.

Bachs persönliche Bibliothek & Andachtspraktiken

Bachs persönliche Bibliothek umfasste eine umfangreiche Sammlung theologischer Literatur, die ihn als intensiven Bibelstudierenden und Exegeten innerhalb der lutherischen Orthodoxie zeigt.

Ein Programm wie das heutige bietet Einblicke in die tief miteinander verwobenen musikalischen und andächtigen Praktiken – möglicherweise so, wie sie im privaten Umfeld der Familie Bach gepflegt wurden: fernab von Massenandachten oder aufwändigen liturgischen Zeremonien, in einem intimen, häuslichen Rahmen.

Luis Antonio González
IMF-CSIC

Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen BWV 517
O Lamm Gottes, unschuldig BWV 1085b
O Jesulein süβ, o Jesulein mild BWV 493
Die bittre Leidenszeit beginnet abermal BWV 450
Präludium und Fuge BWV 871
Komm, süβer Tod BWV 478
Jesus, meine Zuversicht BWV 728

Ich habe genug / Schlummert ein BWV 82a
Fantasia BWV 570
Beschänkt, ihr Weisen dieser Welt BWV 443
Vater unser im Himmelreich BWV 737
Jesu meine Freude BWV 753
Mein Jesu! Was vor Seelenweh BWV 487
Wer nur den lieben Gott lässt walten BWV 691-690
Höchster, mache deine Güte BWV 51/3

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